Was ist nach drei Monaten im KlausurZentrum passiert? Dies ist eine Frage, die viele Interessenten am Leben der Ordinierten im KlausurZentrum sich gestellt haben. Vor allem die, die innig mit dem Zentrum verbunden sind und in der letzten Zeit oft vorbeigeschaut haben, verfolgen kritisch und gespannt die Geschehnisse und Entwicklungen im Klausurzentrum.
Wenn man genau sein möchte, müsste man sagen, dass es jeden Tag etwas Neues zum Erzählen gibt. Alles in einem ist aber jeder Tag eine Wiederholung der vorangegangenen und ein Muster der nachfolgenden Tage.
Das Klausurzentrum hat bereits zu seiner Ordnung gefunden. Jeden Morgen um 4 Uhr finden sich alle entweder im Reine-Land- oder Vajrayana- Praxisraum ein, um bis 6 Uhr zu praktizieren. Danach bereitet der Küchendienst ein einfaches Frühstück bestehend aus Reissuppe und Brot zu, damit alle um 6.30 Uhr frühstücken können.
Meistens ist das Frühstück so gegen 7 Uhr beendet, sodass anschließend Besen in die Hände genommen werden, um auf dem Hof Blätter zu kehren. Dies ist eine Arbeit, die sowohl das Saubermachen des Klausurzentrums, als auch eine Gymnastik an der frischen natürlichen Luft darstellt. Außerdem ist es auch eine Übung in der man sich von schlechtes Karma, das jeder Mensch in diesem und vielen vergangenen Leben verursacht hat, reinigen kann.
Um 8 Uhr versammeln sich die Novizen wieder im Reine-Land-Praxisraum um das Große Sukhavativyuha Sutra zu rezitieren, einem Kapitel aus dem Maha Ratnakuta Sutra, welches vom Hochehrwürdigen Thich Tri Tinh ins Vietnamesische übersetzt wurde. Um 10 Uhr bringt einer der Novizen, der für die Zeremonien und Sauberhaltung der Gebetsräume eingeteilt ist, den Buddhas Speisen dar, während der Küchendienst das Mittagessen für die Gemeinschaft vorbereitet, welches meistens aus einem würzigen Gericht, einer Gemüsepfanne oder einem Salat und einer Suppe besteht, die zusammen mit Reis gegessen werden. Während die Novizen vormittags praktizieren, kümmere ich mich um die Angelegenheiten des Klausurzentrums um es für seine Bewohner auf seinen ersten Winter vorzubereiten. Frank und Xiaoqing streichen und putzen in dieser Zeit die obere Etage des Nonnen- und Laienhauses, um es für das anstehende Phowa-Seminar wohnlich zu machen.
Genau um 11.30 Uhr versammeln sich alle wieder im Speiseraum um sich Essen zu nehmen und anschließend mit der Essenszeremonie zu beginnen. Normalerweise dauert diese etwa eine Stunde. Danach findet um 13 Uhr eine Unterrichtsstunde statt, am Montag und Mittwoch auf Vietnamesisch und am Dienstag und Donnerstag auf Deutsch. Im ersten Monat bestand der Lehrstoff aus Vinaya, damit die Schüler durch diese Praxis zum einen ihren Geist sammeln und zum anderen den Wunsch äußern, mehr und intensiver an das Wohl aller Lebewesen zu denken.
Nach dieser Lehreinheit wurde das Sutra in 42 Kapiteln behandelt und gelernt. Der Grund warum dieses Sutra als Lehrstoff gewählt wurde liegt in seinem allumfassenden Inhaltsumfang, darunter die Unterweisung in Aktivitäten, Zielsetzungen und Richtungen von Ordinierten. Dieses Sutra wurde von den Mönchen Kasyapa-Matanga und Dharmaraksha aus Auszügen der buddhistischen Sutren zusammengestellt und stellt einen unschätzbaren Nutzen für Praktizierende dar. Außerdem wird darin eine sehr detailierte Unterweisung zur Transformation des Geistes gegeben.
Nach dem Unterricht findet um 15 Uhr bis 17 Uhr die Abendpraxis statt. Im Anschluss folgt eine Opfergabezeremonie für Hungergeister durch einen eingeteilten Mönch oder Nonne.
In dieser Praxiseinheit rezitieren die Novizen, die die Reine-Land-Schule praktizieren, das Amitabha Sutra und im Anschluss daran den Namen dieses Buddhas bis 16.30 Uhr, um dann die Reuepraxis mit Niederwerfung vor den Buddhas bis 17 Uhr durchzuführen. Danach stehen jedem zwei ein halb Stunden für persönliche Tätigkeiten wie Wäsche waschen, Duschen etc. zur Verfügung.
Um 18 Uhr besteht die Möglichkeit Abend zu essen, welches aus den aufgewärmten Resten des Mittagessens besteht. Allerdings schwand die Zahl der Abendesser ab Mitte des zweiten Monats, sodass zum Ende des Monats keiner der Bewohner mehr zu Abend aß. Nur ab und zu nehmen einige nach bewegungsreichen Tätigkeiten eine Kleinigkeit wie zum Beispiel Kekse oder Brot und etwas Tee zu sich um den kleinen Hunger zu stillen. Von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr finden sich nahezu alle wieder im Vajrayana-Praxisraum ein. Zuerst wird eine Weile still gesessen, dann folgt entweder das Rezitieren vom Compassion Mantra oder eigene Praxis, wofür derjenige bereits eine Ermächtigung erhalten hat. Um 22 Uhr ist schließlich Nachtruhe im Klausurzentrum. Nach einem langen Tag empfindet es jeder als sehr entspannend und angenehm, sich hinzulegen und auszuruhen um sich für einen neuen Praxistag vorzubereiten.Was für Besonderheiten sind im Klausurzentrum bereits geschehen? In den vergangenen drei Monaten sind zwei erwähnenswerte Dinge geschehen:
1. Die Entstehung einer Gruppe aus Laien zur Unterstützung des Klausurzentrums: bei einem Treffen mit drei Teilnehmern aus Berlin, vier aus Tschechien und fünf aus Dresden wurde beschlossen, eine Gruppe aus Laien mit dem Namen „Avalokiteshvara“ zur Unterstützung des Klausurzentrums zu gründen. Da das Klausurzentrum den Namen Amitayus trägt wurde festgelegt, dass die Gruppe den Namen Avalokiteshvara Bodhisattva tragen soll, was sich als sehr passend erweist, da dieser Bodhisattva mit tausend Augen und tausend Armen stets den Buddha Amitayus unterstützt.
Momentan hat diese Gruppe noch keinen Vorstand, nur einige Repräsentanten für die jeweiligen Regionen, wie Herr Thien Son für Berlin, Frau An Thien für Dresden und Frau An Vi für Tschechien. Hoffentlich steigt eines Tages die Anzahl der Mitglieder dieser Gruppe auf mindestens 500, sprich genau so viele Augen und Arme wie der Bodhisattva. Die Aufgaben dieser Gruppe bestehen aus dem selbständigen Lernen der vom Klausurzentrum ausgehändigten Texte über die Grundlagen den Buddhismus und der Teilnahme an die jährlich für die Mitglieder stattfindenden Kurse zur Praxis und zum Studium sowie zur Prüfung des Verständnisses, welches sie sich über die Zwischenzeit angeeignet haben. Außerdem wird die Gruppe das Klausurzentrum in äußerlichen Angelegenheiten unterstützen, damit seine ständigen Bewohner sorglos und unbekümmert sich vollkommen auf ihre Praxis und ihr Studium konzentrieren können.
2. Das Phowa Seminar, die Bewusstseinsübertragung, angeleitet von seine Heiligkeit Logha Rinpoche: obwohl dieses Seminar den normalen Tagesablauf des Klausurzentrum ein wenig verändernd beeinflusste, brachte es aber alles in einem mehr Nutzen als Schaden; die vietnamesischen Seminarteilnehmer bemühten sich die Hausordnung des Klausurzentrums gemäß den Vorgaben einzuhalten, die deutschen Teilnehmer müssen sich noch mehr anpassen und die chinesischen Teilnehmer liegen auch so im Mittelmaß. (weitere Einzelheiten sind ausführlich im Bericht über das Phowa Seminar geschrieben)
An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Familie von Frau Thuy aus Tschechien zwei Freiwillige, nämlich ihr Ehemann und ihr jüngere Bruder, dem Seminar über die ganze Dauer als Köche zur Verfügung gestellt haben, die den Seminarteilnehmern sowohl schmackhafte als auch gesunde Speisen servierten. Und damit noch nicht genug, diese Familie hat alle für die Verpflegung benötigten Zutaten, ebenso wie Geschirr und Servietten etc. gespendet; es wurde jedem von Verpflegung bis hin zu Hygiene alles bereit gestellt. Das bestellte Geschirr aus rostfreiem Edelstahl ist unterdessen pünktlich eingetroffen um den Bedarf zur einfachen Verpflegung um Klausurzentrum zu decken. Jedem Teilnehmer wurde ein Zimmer zugewiesen und ein Tablett mit einer kleinen Schale, einer großen Schüssel, einem Teller, einem Becher, einem Löffel, einer Gabel und einem Messer ausgeteilt. Für dieses Tablett ist jeder selbst verantwortlich, je nachdem wie hygienisch man es bedarf, so muss man sich dementsprechend auch selbst darum kümmern. Hauptsache das Tablett wird beim Verlassen des Klausurzentrums wieder in ordentlichem Zustand zurückgegeben. Sogar Rinpoche, Khenpo und der Übersetzer etc. speisen mit dem oben genannten Geschirr und Besteck. Ordinierte benutzen anstatt der großen Schüssel eine Almosenschale.
Die Teilnehmer dieses Seminars haben Gefallen daran gefunden und haben den Nutzen erkannt, weshalb sie das Klausurzentrum um einen Kurs zur Wiederholung gebeten haben. Dies beschert dem Zentrum eine weitere Veranstaltung im Dezember dieses Jahres. Bevor Rinpoche uns wieder verlassen hat, habe ich ihn für nächstes Jahr wieder zu uns eingeladen und seine Heiligkeit hat für zwei Seminar zugesagt; erstens einem Vorbereitungskurs für Dzogchen, für Teilnehmer mit viel Zeit und Kraft für eine Praxis von vier bis sechs Stunden aufwärts pro Tag, zweitens einen weiteren Phowa Kurs für diejenigen, die bereits dieses Jahr daran teilgenommen haben ebenso für diejenigen, die dieses Jahr noch nicht daran teilnehmen konnten und diese Praxis erlernen möchten.
Zusammengefasst ist das Leben im Klausurzentrum sehr monoton für Menschen, die es etwas lebhafter mögen, und sehr ansprechend für Menschen, die ihr Leben spirituell ausrichten. Jeder Tag, der hier vergeht wird von der Gemeinschaft als einen sinnvollen Tag mit Stärkung des Geistes, mit Segen der Buddhas und mit Begleitung der Bodhisattvas auf dem spirituellen Weg der Gemeinschaft.
Zu diesem Anlass möchte ich gerne bekannt geben, dass ab Mitte August die Hausordnung des Klausurzentrums offiziell in Kraft tritt, wie bereits seit sieben Monaten im Internet angekündigt.
Dies bedeutet, dass das Zentrum seine Pforten für einfache Gäste schließt. Diejenigen, die kommen wollen werden gebeten sich vorher anzumelden und ein Formular auszufüllen, Laien sollten mindestens drei komplette Tage für Praxis zuzüglich einen Tag zur Anreise und einen Tag zu Abreise einplanen (insgesamt also fünf Tage). Ordinierte müssen mindestens 21 komplette Tage für Praxis und wie bei den Laien jeweils einen Tag für An- und Abreise einplanen (insgesamt also 23 Tage).
Da es im Klausurzentrum nötig ist, eine festgelegte Ruhe einzuhalten, werden Ordinierte und Laien um Verständnis und um Zusammenarbeit bzw. Unterstützung der Praxis gebeten.
Verehrung dem Bodhisattva der unermüdlichen Strebsamkeit Mahasamantabhabdra.
Bhiksu Thich Hanh Tan