S.H.VII Dailai Lama Kelsang Gyatso
Bhiksu Thich Hanh Tan übersetzt aus dem Englischen
Wann immer eine Krankheit erscheint, verschlimmern wir unser Leid durch zusätzliche Besorgnis und geistigem Druck. Erstmal sollte man verstehen, dass der menschliche Körper aus verschiedenen Elementen und Faktoren zusammengesetzt ist, die ständig gegeneinander kämpfen. Wenn diese Elemente und Faktoren in ein Ungleichgewicht fallen oder wenn äußere Faktoren, wie beispielsweise negative Kräfte, involviert werden, entwickeln sich viele unterschiedliche Krankheiten. Diese entstehen auf eine ganz natürliche Art und Weise und verbleiben über eine längere Zeitsperiode. Dies sollte uns bewusst sein und aus diesem Grunde könnten wir uns genauso gut mit der Tatsache abfinden, dass im Laufe eines menschlichen Lebens verschiedene Krankheiten unausweichbar sind. Wenn wir krank werden, müssen wir uns nicht so sehr von diesem Zustand fesseln lassen. Stattdessen sollten wir uns klar darüber sein, dass die Lebewesen im Höllenbereich, die in der hungrigen Geisterexistenz, die in der Tierwelt usw. um ein Vielfaches mehr als wir leiden müssen. Wir sollten uns die Frage stellen: “Wenn sie so viele Schmerzen ertragen müssen, wieso sollte ich diesen Schmerz, der im Vergleich mit dem der ihren, so gering ist, nicht ertragen können? Wenn ich mich schon so schwach fühle, wie müssen sich dann diese Geister und Tiere fühlen, welche noch größere Nöten erleiden? Möge ihr Leid durch meine Krankheit gelindert werden.”
Denken Sie auf diese Art und Weise darüber nach und rufen Sie sich selbst ins Bild, dass Sie von Lebewesen umringt sind, die verschiedene Arten von Leid ertragen müssen. Wenn Sie einatmen, visualisieren Sie, dass Sie von all dieser Negativität und Hindernisse, Krankheit und Schmerz befallen werden und Sie dadurch diese leidenden Lebewesen von allem Elend befreien. Wenn Sie ausatmen, visualisiere Sie, dass alle guten Faktoren in Form von weißem Nektar zu ihnen fließen und ihnen somit Glückseligkeit widerfährt. Wiederholen Sie diesen Prozess viele Male.
Da die Vorteile dieser Betrachtung die Auswirkungen der tugendhaften Handlungen übertreffen, bietet jede Krankheit eine hervorragende Gelegenheit, Dharma-Praxis auszuüben und diese sollte genutzt werden. Denken Sie daran: “Selbst, wenn ich mich nie wieder erhole, kann ich weiterhin die Meditation praktizieren, in dem ich das Leid anderer auf mich nehme und ihnen damit Frieden gebe – Eine starke Praxis, welche alles andere übetrifft. Und genau deshalb bin ich vollkommen glücklich, hier mit dieser Krankheit zu liegen”.
Sofern Sie diesen Rat aus tiefstem Herzen befolgen können, säen sie gutes Karma an, der keinen Zweifel hergibt, dass Sie in diesem Leben und im nächsten gute Ernte bekommen. Was zählt, ist Ihr Vertrauen – Ihr Glaube an das Gute.